“ich habe ein stück beton verloren, als ich dich lachen gehört habe.” – Assoziationen in Text und Bild von Anna Neuwirth

wir sprechen über muster. ich suche kleidungsstücke in meinem kasten. ich höre nicht mehr auf, dann mache ich etwas anderes, mit dem ich nicht mehr aufhöre, dabei wünsche ich mir einen anfang. immer wenn deine zeichen verschwinden, denke ich an ein ende. wenn wir alle schritte zusammenzählen, können wir uns treffen. wahrscheinlich würden wir dann aneinander vorbeigehen. in berlin steht auch eine bar.

ich beschreibe dir, was ich empfinde, wenn ich an dich denke. du beschreibst mir, wie blut schmeckt. wir erraten schnell, worum es dem gegenüber gerade geht. ich wünsche mir eine tür mit karte für uns beide. dann merke ich, dass ich mir eine mit schlüssel lieber wünschen würde, diesen wunsch aber nicht zulasse. der abdruck deiner zähne verschwindet nur langsam von meiner haut.

du hebst das süßholz auf und steckst es in deine manteltasche. du wirst es später brauchen, um dich damit einzureiben. ich lege die raspel zurück in meine lade. du fragst mich, wer die schrauben an den laden gedreht hat. ich werde dir die antwort geben, sobald du über die schwelle trittst. du stellst den kragen deines mantels auf und nimmst einen knopf in die hand. ich warte darauf, in welche richtung sich deine füße bewegen.

ich habe ein stück beton verloren, als ich dich lachen gehört habe. unsere grußformeln haben eine neue bedeutung erhalten. um meine kette mit dir zu teilen, benötige ich eine kleine kiste. gemeinsam trinken wir das wasser in jedem dorf.

ich habe das walkostüm angezogen und es mir mit einer masche um den hals gebunden. in der manteltasche habe ich keine nachricht gefunden. seit ich dich kenne, schreibe ich ständig neue nachrichten und versuche für sie einen ort zu finden. ich warte darauf, dass du das in vor meinen namen setzt.

auf dem foto, das du deinen kolleg*innen zeigst ist zu erkennen, wieso du die sitzung heute früher verlassen musst als sonst. ich wünsche mir einen ort ohne bienen, an den wir gemeinsam gehen können um unseren eigenen tanz zu lernen. leg dich jetzt in mein dazwischen, ich weiß noch nicht wie du schmeckst.

ich frage dich, ob du mein beton sein willst. du hörst nicht, wenn ich spreche. ich müsste dir die frage anders stellen, ich müsste sie als aussage formulieren, weil du fragen nicht magst. sei mein beton. ich würde dich auf mich legen, ich würde mich unter dich legen, ich würde alles mit dir machen. du bist mein beton.

Anna Neuwirth mischt beim wunderbaren Literaturmagazin mischen mit, ihr findet sie auch auf Instagram und Twitter.

Diese Beiträge könnten dir gefallen:
Ciaroscuro. Eine Beleuchtung von Jana Volkmann
Sex und Perspektive. Teil Eins von Sarah Berger
Freitag, der 13. von Johannes Finke
27.12.2019, 12:30 Uhr, Flugzeug von Gen Eickers
Netzwerkstatus disconnected von Julia Knaß

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert